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Sonntag, 14. November 2010

Wie die Zeit rennt.. einfach inkommensurabel!

Was passiert, wenn man einen fachwissenschaftlichen Text liest, der vom Zusammenhang zwischen Shakespeare's "The Tempest" (Der Sturm) und der Auseinandersetzung mit Kolonialismus im 17. Jahrhundert handelt? Richtig. Man ist verwirrt. Man arbeitet eine lange Zeit. Man bloggt nicht mehr. Und man muss viiiieeeleee Wörter nachgucken. Und das frustrierendste ist, wenn man dann beim Nachschlagen ein weiteres Fremdwort bekommt, das man auch wieder nachgucken muss. So also zum Beispiel incommensurable. Wer hätte gedacht, dass die deutsche Übersetzung dafür inkommensurabel ist? Tja,aber was mag das bedeuten? Also im Prinzip heißt das unvergleichbar. Aber warum eine einfache Übersetzung geben, wenn man das so schön unverständlich ausdrücken kann? Der Text war übrigens vollgestopft mit solchen Worten. Und 25 Seiten lang. Mmmh! Aber ich möchte ja unbedingt mein Final Paper über The Tempest und Kolonialismus machen. Selbst Schuld. Dafür musste ich letzte Woche ein "bibliography assignment" machen, indem ich mein Thema bekannt gebe, 5 Quellen dazu angebe und eine davon zusammenfasse. Hab ich mir natürlich den besten Text ausgesucht. Aber so ist das, keine weiteren Beschwerden.

So, das war auch ein Grund, warum ich jetzt schon 2 Wochen nichts mehr geschrieben habe. Ein anderer ist wohl, dass die Zeit hier so rennt und man doch noch sooo viel machen möchte.
Voller Erschrecken habe ich heute festgestellt, dass wir Nanaimo schon in 36 Tagen verlassen. Am Anfang kam mir die Zeit sooo lang vor.Und jetzt sind es nur noch 36 Tage??Oh mann, da kann man schon mal sentimental werden. Ein bisschen. Wir werden danach ja auch noch Spaß haben und tolle Leute kennenlernen (also ich, Alex kennt ja seine Verwandten) und unsere Families erwarten uns ja auch schon voller Sehnsucht zurück..(nicht wahr?) und wir sie auch. Aber trotzdem. Schon irgendwie traurig.

Aber hier ist keine Zeit zum Trübsalblasen. Wir werden unsere Zeit hier auch weiterhin genießen.
Nun gibt es aber eine Zusammenfassung der letzten Wochen.

Biedermann und die Brandstifter
Tja, wir haben uns letzten Freitag Kultur gegönnt. Die Theatergruppe, bestehend aus Schauspielstudenten der VIU, führte Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch auf, The Arsonists zu Englisch. Es war grandios!Wirklich!!! Wir waren begeistert. Das Unitheater war auch gut gefüllt. Und die Kanadier haben aus irgendwelchen, uns unerfindlichen Gründen permanent gelacht!!Also es war schon witzig gemacht, aber eigentlich sollte dieses Stück zum Nachdenken anregen. Naja, so ist das eben manchmal.

Rocky Horror Show
Am Samstag letzte Woche bin ich dann mit Justen und Freunden von ihm zur Rocky Horror Show gegangen. Eigentlich sollte jemand anders mitkommen, der aber abgesprungen ist, also hat Justen spontan an mich gedacht. Fand ich ja super! Habe dann an dem Abend auch gleich die örtliche "Szene" kennengelernt.. Naja, die Leute, die eben typischerweise zur Rocky Horror Show gehen. Es war fabelhaft. Justen und ich endeten auf der Bühne, den Time Warp tanzend, zusammen mit glitzernden Boys and Girls! :) Es war toll!
Danach wurde ich von einem verrückten Taxifahrer nach Hause gebracht, der sich beschwert hat, dass der Fahrer bezahlen muss, wenn er Fußgänger anfährt..Vertrauenserweckend!

Montag und Dienstag
War arbeiten für die Uni angesagt. Ich musste nicht nur den Kolonialismustext lesen, sondern auch einen Vorschlag für mein Final Paper im Writing-Kurs abgeben. Dort werde ich wohl über die Beeinflussung von Leuten durch unbewusste Mimik schreiben. Total interessant! Ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, das einen sofort anspringt, wenn man darüber nachdenkt, worüber man wohl ein Essay schreiben kann. Aber wir mussten ein Buch lesen (The Tipping Point von Malcom Gladwell), in dem es darum geht, welche Ideen und Produkte warum wie erfolgreich geworden sind. Und da war unter anderem ein sehr interessanter Absatz über psychologische Studien drin, die die Wahlkampagnen 1984 in den USA untersucht haben. Herausgekommen ist Folgendes: Es scheint so, als ob sich Fernsehzuschauer in ihrer politischen Entscheidung vom jeweiligen Nachrichtensprecher des TV-Senders, den sie zu der Zeit guckten, beeinflussen lassen haben. Durch Mimik, die Sympathie ausdrückte. So ist das. Weiter will ich das jetzt hier nicht ausführen.

Mittwoch
habe ich mich nach einem missglückten Versuch, mich mit Lea zu treffen, allein auf den Weg in die Stadt gemacht, um nach Winterboots zu gucken. Und auf dem Weg hab ich Justen getroffen, der mich auch glatt begleitete. Dann fing ich an (die Erfahrung dauerte bis gestern an), zu lernen, was das Wort indulgence bedeutet.
Das war so: Wir haben Mittag gegessen in einem kleinen Restaurant Downtown. Nach reichlichem Hauptgericht habe ich gefragt, was eigentlich indulgence bedeutet. Daraufhin winkt Justen die Kellnerin heran und sagt, wir hätten gern Schokotorte zum Dessert. Als die dann kam meinte Justen "Das ist indulgence" Tja. Man gönnt sich was, was man nicht unbedingt braucht. Man kann es übrigens auch mit Völlerei übersetzen^^ Nun ja. Das war es. Aber manchmal muss man sich halt was gönnen.

Donnerstag
war der 11.11.!Aber hier war nix mit Alaaf oder Helau (oder Breetlook @ Lea), nein, hier war Remembrance Day. Am 11. Tag des 11. Monats zur 11. Stunde gedenkt man hier der Gefallenen Soldaten (in Welt- und anderen Kriegen, sowie auf "Friedens"missionen). Dies geschieht zum offiziellen Ende des Ersten Weltkrieges. Vormittags war also draußen der offizielle Gedenkgottesdienst, zu dem Alex und ich gegangen sind. Es wurde die kanadische, wie auch die US-amerikanische Hymne gesungen, gefolgt vom Abfeuern einer echten Kanone. Eine Parade ging durch die ganze Stadt, bestehend aus einer schottischen Militärband, Mounties, "normaler" Armee, Veteranen, usw.! Beim eigentlichen Gedenkakt wird ja normalerweise still gestanden. Aber das sieht man in Kanada offensichtlich nicht so eng. Da wurde Kaugummi gekaut und fleißig rumgehampelt. Is schon anders als in Deutschland!:)
Hier mal ein Bild von den Mounties während der Parade:


Sehen sie nicht lustig aus?Und marschiert sind sie auch ganz witzig.Sie waren zwar direkt hinter dem Trommler aus der Schotten-Formation,aber trotzdem war das mit dem Gleichschritt und im Takt gehen nicht ganz so ihr Ding. Naja, war aber sehr interessant.

Hinterher hat mich Alex dann noch zum Mittag eingeladen (indulgence!schon wieder!) und wir sind nach Hause gefahren. Es hat während der gesamten Prozession übrigens geregnet...Und es war kalt und windig. Aber dank ordentlicher Kleidung ist uns nichts passiert-wir sind trocken und gesund geblieben. :)
Hier ein Eindruck von dem, was Alex gegessen hat :


Abends war die Party der Rocky-Horror-Schauspieler und Justen hat mich eingeladen (sein bester Freund hat nämlich den Rocky gespielt). Also war ich im örtlichen Schwulenclub zum dancen. Es war sehr schön und hat viel Spaß gemacht. Auch wenn es irgendwie merkwürdig ist,wenn um Punkt 2Uhr die Lichter angehen und man gebeten wird, nach Hause zu gehen.

Freitag
bin ich vormittags zum Friseur gegangen und habe mir die Haare färben lassen. Und zwar von der, auf deren Halloweenparty ich auch war. Das war sehr schön und wir haben uns sehr nett unterhalten. Später habe ich dann noch Justen auf Arbeit besucht. Dort hat er mich dann gebeten, einen Cupcake für ihn zu besorgen. Tat ich auch. Und mir auch gleich einen (indulgence!!!). Mhhhhh!! Lecker. ABER reicht auch für die nächsten paar Wochen. Sehr süß und reichhaltig. Hat mir auch als Brunch gereicht.
Abends gab es leider sehr merkwürdiges Essen ohne Geschmack, das Alex und mich eher unbefriedigt hinterließ :)Das wollten wir irgendwie ändern...

Samstag (also gestern)
haben wir uns also mal richtig was gegönnt. Ausschlafen zum Beispiel. Seit wir hier sind, haben wir uns eigentlich immer nen Wecker gestellt und ich glaube, ich bin spätestens um 10 aus dem Bett gewesen (ich will es nicht beschwören...) Aber nicht gestern. Wir haben gaaaanz lang geschlafen und Unikram einfach mal Unikram sein lassen. Abends haben wir dann beschlossen, etwas mit Geschmack zu essen. Beim Griechen! Ohhhh!!!War das lecker!!! Wir wollten mal so richtig schlemmen, nicht nur irgendwelchen komischen Kram, der fastfoodmäßig zusammengewürfelt wird. Also hatten wir eine Vorsuppe. Diese stellte sich als riesige Portion wie bei Oma heraus. Und Alex' Suppe war auch eher ein Hühnerfrikassée. Ich hatte eine typisch griechische Linsensuppe. Mjam mjam! Dann kam der Hauptgang. Ich hatte Lamm. Sauer eingelegt und perfekt gegrillt. Innen rosa, außen knusprig. Zerfiel auf der Gabel. Dazu gab es Reis, eine ordentliche Portion Tsatsiki und griechischen Salat mit frischen Zwiebeln. Nach dem Essen waren wir soooo satt, dass wir eigentlich auch hätten schlafen können. Aber wir hatten nicht mit dem "Chéfe" gerechnet, der uns glatt noch ein Stück Kuchen aufs Haus zukommen lies. Oh mein Gott. Dieser Kuchen bestand aus 80% Sahne, Zimt, Mandeln und Pudding. (INDULGENCE!!!!) Danach waren wir kurz vorm Platzen, aber es ging uns fabelhaft. Wir wollten unsere Knobi- und Zwiebelfahne natürlich nicht für uns behalten und sind deshalb doch glatt noch in einen "Club" gegangen. Hatte ne live-Band, die viel zu laut war und merkwürdiges Publikum- von primitiven Cliché- Amerikanern mit "Mo" (s. letzter Eintrag "Movember") über Mädels um die 20 mit nahezu nichts an, bis hin zu mittelalten Damen in Kostüm und mit aufgedrehten Haaren. Ich fands komisch da. Mal ganz davon abgesehen, dass die Bedienung noch nie was von Martini Bianco gehört hatte und mir doch glatt ein Martini-Glas mit Wodka vollgekippt hat..Ui ui. Offensichtlich sah ich so aus, als könne ich ein Verdauungs"schnäpschen" vertragen.. Aber immerhin hat sie mir ne Olive dazu angeboten. Wie nett. Bäh!
Sind dann schon vor 12 nach Hause gefahren und haben den Abend nett mit der Heute-Show ausklingen lassen.

Heute
war ein ganz normaler Sonntag- Kirche, Skypen, Einkaufen, ein klein wenig was für die Uni tun, und die letzten Wehen des Wochenendes genießen.
Vorhin habe ich mit Cornelia und Jeroen "The Amazing Race" geguckt. Toll, ich finde, diese Show sollte auch ihren Weg ins Deutsche Fernsehen finden.

Jetzt werden wir uns noch mit ein paar Nachrichten versorgen und dann auch bald schlafen gehen, damit ich morgen früh um 8:30 wieder fröhlich, frisch und frei über Shakespeare plaudern kann. Oh ja, ich freu mich ja schon drauf.

Ich möchte mich übrigens an dieser Stelle nochmal selbst beglückwünschen, da "The Tempest" das erste Drama war, was ich JEMALS "on time" gelesen habe, also tatsächlich zu dem Termin, zu dem es zu lesen war. Ich bin ja schon ein bisschen stolz auf mich. Zumal ich ja, wie viele wissen, nicht der allergrößte Shakespeare-Fan bin. :)

Ich sende euch viele liebe Grüße und Küsschen nach Deutschland und in den Rest der Welt, also zum Beispiel nach England und Peru!
Ich denk an euch!
Schreibt mir fleißig Kommentare, ich freu mich immer sehr darüber.

Und zum Schluss noch:
Josi proudly presents: GESUNDES ESSEN IN KANADA (Fanfare...Tusch..Konfetti!)

Der nette Typ da neben mir ist der ehemalige Bürgermeister Ney (in dessen Haus wir jetzt wohnen). Meiner Meinung nach wird ihm unrecht getan, denn er ist der Werbeschildträger des "Restaurants", das direkt neben ihm steht (auf dem Bild nicht zu sehen). Und was gibt es da? Richtig. Leckere, frittierte Marsriegel. Mhhhh.. Da kriegt man doch gleich Appetit.. :( So, das wars dann aber wirklich für heute!

5 Kommentare:

  1. Ui Konfetti!!! Und auch einen special Gruß nach Perú! Ich fühle mich geehrt und bin stolz auf dich, dass du, im Gegensatz zu manch anderen Leuten *hust*, fleißig deinen Blog schreibst und Unikrams erledigst. Wow...in nem Monat gehts bei dir also schon zurück nach Deutschland? Du bist doch gerade erst angekommen? Wahnsinn wie die Zeit rennt. INDULGENCE beschreibt mein Leben hier übrigens auch ziemlich gut. ;)
    kussi

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  2. das bild von dir mit den neuen haaren ist so schön, kacki :')

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  3. Du sieht schön aus. Ich vermisse dich!
    Es wird so schön, wenn du wiederkommst.
    ABer du sollst die zeit so schön es geht genießen. Ihr Beide. <3

    Gruß, Lisa

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  4. Joooosi :)

    Es freut mich, dass es dir so gut geht und dass du auch mal einen Ausschlaftag machen konntest ;) Ich muss nämlich grade ausnahmesweise immer ganz schön früh aufstehen, meistens so gegen 9Uhr ... :P
    Ich finds witzig, dass ihr auch das Licht-Aus-Problem in den Clubs habt, ist schon irgendwie merkwürdig.

    Wir hatten übrigens keinen remembrance day oder ähnliches. Der 11.11. war ein stinknormaler Donnerstag ohne besondere Vorkommnisse.

    Kocht ihr denn eigentlich selber? Oder wie kommt das geschmacklose fastfood-Gemisch auf den Tisch?

    Ganz liebe Grüße aus dem sonnigen, aber kalten England und schreib weiter so schön :) Lass dich nicht vom Tempest aus der Bahn werfen!

    Deine Susi

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  5. Da ist wohl ein Missverständnis durch diesen Beitrag aufgekommen, den ich hier doch mal ausräumen will:

    Wir verlassen zwar Nanaimo am 20. Dezember, aber nicht, um nach Hause zu fahren, sondern um Weihnachten und Neujahr bei meinen Verwandten in Alberta zu verbringen, mit denen danach in die Rockies zum Skiurlaub (ääähm, ich war übrigens noch nie Skifahren... HILFE!?!?!) zu fahren und danach noch gute 3 Wochen durchs Land zu touren um dann am 2. Februar nach Hause zu fliegen. Also nur noch 30 Tage Vancouver Island. So, jetzt ist das berichtigt. :-)

    Viele Grüße an alle auch von mir noch mal persönlich!

    Alex

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